Westasien

Brand im Sharya Camp, Duhok Provinz, Nordirak

4. Juni 2021

Überlebende des Völkermords durch den Islamistisches Staat (ISIS) wurden von einer neuen Tragödie heimgesucht: Im Sharya-Camp wütete am 4. Juni 2021 ein verheerendes Feuer. Mehr als tausend jesidische Flüchtlinge haben alles verloren.

Nach UN-Angaben beherbergte das Flüchtlingscamp Sharya 15’217 Mitglieder der jesidischen Gemeinschaft, die dort als Binnenvertriebene (IDPs) lebten. Die meisten von ihnen, vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen, kamen an, nachdem der IS im Jahr 2014 das Heimatland der Yeziden, Sinjar, überrannt hatte.

Aya, unsere Lokalkoordinatorin, die sofort das Camp besuchte, berichtete uns aber, dass durch elektrische Kurzschlüsse in solchen Camps oft Feuer ausbreche. «Auch dieses Mal», sagt Aya. «Ein elektrischer Funke löste in einem Zelt einen Brand aus. Das Feuer breitete sich rasend schnell aus. Mehr als 400 Zelte brannten.»

Wie Aya uns berichtet, sind die betroffenen Familien jetzt in verschiedenen Hallen untergebracht. Unsere lokale Partnerorganisation Jinda Center wird dafür sorgen, dass sie genügend warme Mahlzeiten, Wasser und Decken erhalten.

«Wir arbeiten mit lokalen Behörden und Partnern zusammen, um den Bedarf und die geeigneten Möglichkeiten zur Unterstützung der betroffenen Familien zu ermitteln», sagt sie.

Diese Frauen und Mädchen haben bereits Schreckliches durchgemacht und sind durch die erlebte extreme Gewalt traumatisiert. Nun haben sie durch diesen Brand das Wenige, das sie noch hatten, auch noch verloren.

Crosspoint Europe hilft mit der Unterstützung grosszügiger Spenderinnen und Spendern.








Jesiden-Notfallprojekt: Nähmaschinen für Schutzmasken

Schutzmasken sind in den Flüchtlingsunterkünften und -lagern Duhoks schwer erhältlich. Wegen der COVID-19-Pandemie wollen wir das Schneiderkurs-Angebot für die jesidischen Frauen den aktuellen Bedürfnissen anpassen. Dazu werden im Jinda-Center 12 Nähmaschinen benötigt, damit die bereits geschulten jesidischen Frauen für ihre Grossmütter, Freundinnen, Kinder, Jugendliche genügend Schutzmasken nähen können. Noch im Herbst 2019 wünschten sich die von den IS verschleppten, missbrauchten jesidischen Frauen und Mädchen ein bisschen Normalität in ihrem Leben und mehr Wissen, was in akuten Notsituationen zu tun ist. Damals dachte niemand an eine Pandemie. Diese Pandemie hat die zur Trauma-Bewältigung wichtigen Gruppenaktivitäten wie Kochen, Malen, Ausflüge, Spiele und Kursbesuche abrupt unterbrochen. Zudem ist auch die Verbindungaufnahme durch mobile Hilfsteams zu den Flüchtlingsunterkünften und -lager schwieriger geworden. Wenn von den zuständigen Instanzen erlaubt, verteilen Mitarbeitende vom Jinda-Center Medikamente und Esswaren und informieren über mögliche Hilfsangebote. Gerade diese Hilfsangebote und persönlichen Kontakte gewährleisten Stabilität und Geborgenheit für die jesidischen Frauen und Mädchen, die durch ihre traumatischen Erlebnisse mental und körperlich schwer angeschlagen sind.


Unterstützung jesidischer Mädchen, Frauen und ihrer Kinder


Videobotschaft


Seit dem Einzug des Islamischen Staats (IS) in die Region Sinjar im Nordirak im Jahr 2014 sind über 350'000 Jesiden in die kurdische Region des Nordiraks geflohen. Berichten zufolge wurden die Jesiden systematisch vom IS umgebracht. Über 5000 Kinder, oft nicht älter als 9 Jahre, und Frauen wurden entführt. Sie wurden als Zwangsarbeiterinnen und Sex-Sklavinnen weitergereicht und monatelang oder sogar Jahre lang festgehalten. Sie mussten Angst und Folter ertragen, einige wurden Zeuge wie Familienmitglieder getötet wurden. Jetzt, nachdem der IS teilweise als geschlagen gilt, werden viele der verschleppten Kinder, Mädchen und Frauen frei. Durch ihre traumatischen Erlebnisse sind sie mental und körperlich zutiefst verletzt und in ihrem Sein gebrochen. Viele von ihnen leiden wegen den Vergewaltigungen und Misshandlungen an Infektionskrankheiten und sind stark unter ernährt. Zudem sind viele Frauen und Mädchen auch noch von ihren Peinigern schwanger geworden. Ihre Situation ist dramatisch und sie brauchen neben Nothilfe wie Decken und Nahrung auch intensive medizinische und psychologische Betreuung.

Im Jinda-Zentrum erhalten Mädchen und Frauen trotz ihrer traurigen und hoffnungslosen Situation einen vertrauensvollen Blick in die Zukunft. Angesichts der traumatischen Erfahrungen, die die Mädchen und Frauen erlitten und dem traurigen Alltag in den Flüchtlingsunterkünften, ist das Zentrum ein geschützter Ort, wo sie sich regelmässig treffen und austauschen können sowie psychologische Unterstützung erhalten.

Die von Crosspoint Europe unterstützten Aktivitäten im Jinda-Zenter umfassen: Handarbeitskurse, Kerzenkurse, Nähkurse und Traumatherapien. Dies auch um den Mädchen und Frauen handwerkliche Fähigkeiten zu vermitteln, die sie zu ihrem eigenen Vorteil und als Einnahmequellen nutzen können. Wegen den schweren traumatischen Erlebnissen erhalten die Mädchen und Frauen individuelle Trauma-Therapien sowie in Gruppen.

Seit 2017 konnte Crosspoint rund 1000 Frauen mit ihren Kindern im Jinda-Zenter unterstützen, die voller Freude an den Kursen teilnahmen. Diese Aktivitäten dienen in einer ersten Phase der psychologischen Stabilisierung nach schweren traumatischen Erfahrungen. Sie zielen darauf ab, den Mädchen und Frauen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben und helfen ihnen dabei, sich auf etwas anderes als ihre schrecklichen Erinnerungen zu konzentrieren. Zu sehen, wie sich die Frauen psychisch erholen und wie grossartig sie ihre handwerklichen Fähigkeiten verbessern, ist eine grosse Freude und die Bestätigung, dass die Projekte in dieser Form eine Antwort auf ihre Bedürfnisse sind.







Nähmaschinen für Schutzmasken


Nähkurs


Eingang Jinda-Zenter


Ernte im Garten


Blumenpracht


Gruppenbild


Jinda Chefin in Aktion



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